Im Augenblick des Augenblicks 2 Bücher über Ästhetik

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Auszüge:

 

2.3 Idee

Nachfolge oder Vorgabe – oder wie kann man einer Idee nachgehen, wenn man sie vorgibt

 

 

Kann es nicht auch sein, daß ein Gedanke eine Schwingung hat, die als „Sprachmelodie“ sich im Sprechen die richtigen Worte sucht und sie mit der treffenden Rhythmik darstellt. – Sprache als Hilfe die Schwingung des Gedankens, der nicht Sprache ist, darzustellen – im Sprechen –

Schwingen möglicherweise auch nicht gesprochene Gedanken – feiner – weiter verteilt – zielloser –

Sprechen ist stets an ein Gegenüber gerichtet – Gedanken ohne Sprache sind nicht gerichtet – oder richten sich überall hin –

„hören sich überall hin?“ – Hörst Du mich sprechen oder denkst Du Du sprichst mit mir – deine Gedanken –

Richten sich überall hin oder werden überall hin gerichtet – vom Sender –

Können nicht Sender und Empfänger einander beeinflussen? – Der Gedanke aus beiden sich entwickeln? – oder ist jede Vorstellung einer anderen Person nichts außer Vorstellung? – Gedanke? -

Aber was ist dann vorher? – der Gedanke oder das Entwickeln des Gedankens – und wenn ein Gedanke sich entwickelt, war er dann nicht auch bereits vor der Entwicklung Gedanke?

Die Schwingung eines Gedankens beeinflußt das Empfangen und das Senden eines Gedankens – gibt es nun einen ersten Gedanken, der weitere Gedanken nach sich zieht, - oder gibt es unendlich viele gleichzeitig existierende Gedanken, die „nur“ empfangen werden –

Ist vielleicht jedes Denken ein Empfangen eines Gedankens außerhalb einer Person? -

Das kann ich mir nicht vorstellen – wenn ich darüber nachdenke, kann ich natürlich von der Annahme ausgehen, daß ich diese Gedanken von irgendwo außerhalb empfangen habe – aber wenn es mich gibt, gibt es mich mit diesen Gedanken, die ich durch mich denke, und somit nur, da ich bin, erkennen kann.

- es ist mir nicht möglich etwas zu denken, ohne daß ich bin – verstehst Du?

Die Annahme es gibt Gedanken irgendwo außerhalb von mir, wird von mir – innerhalb von mir – oder wie ich es auch formuliere – von mir formuliert – gedacht – usw.

Das heißt aber nicht, daß Du bist, nur – Daß Du denkst, daß Du bist –und daß ich denke, daß Du denkst – Du, den ich mir möglicherweise denke, beziehungsweise vorstelle – daß Du bist –

Gibt es einen Gedanken eines Gefühles – eines Schmerzes, - der Liebe, usw. –

Sind Gefühle Gedanken und wenn, kann man sie dann durch das Denken - oder Fühlen ihres Gegenteiles beeinflussen –

Richard:

Sich erinnern an das Gegenteil oder andere Gedanken von irgendwoher aufgreifen – oder ist „sich – erinnern“ – bereits das Aufgreifen von Gedanken, die aus der Vergangenheit erinnerbar da sein müssen – nachfolgend der These, daß alle Gedanken immer und überall sind. –

Was ist dann mit dem Jetzt – ist erinnern nicht denken im Jetzt – und wird – oder besser vermehrt das Jetzt der Gedanken die allgemeinen Gedanken nicht folglich? –

Ist alles, was ein Mensch erlebt bereits gedacht – als Gedanke vorhanden? –

Und wenn ja, sind dann alle Begebenheiten bereits Vergangenheit – ich meine: Ist die Zeit immer dieselbe? – Wir haben doch den Begriff der gerichteten Zeit und erkennen Bücher, Bauwerke – Werke von Menschen aus einer vergangenen Zeit –

Was ist unser Erkennen wirklich?

Ich weiß nicht, oder besser, - ich kann nicht wissen, ob ich nicht vor tausend Jahren bereits war – ob dieser Begriff der Zahl 1000 vor tausend Jahren stets dasselbe beinhaltete, - denn wenn der Gedanke vor tausend Jahren vor tausend Jahren vor tausend Jahren war, kann ich den Inhalt mit der Aussage vereinen, - wenn aber der Begriff „vor tausend Jahren“ vielleicht vor tausend Jahren nur 10 Jahre beinhaltete, dann widerspricht jegliche Aussage über eine Zeitspanne, die mit diesem Begriff „vor Tausend Jahren“ in Verbindung steht sich selbst – das heißt die Aussage vor Tausend Jahren steht zu sich selbst relativ – beziehungsweise verhält sich zu sich selbst relativ. –

Aber Du kannst doch selbst ein Werk erschaffen, ein Werk, daß es vorher nicht gab, da Du es das erste Mal einzigartig durch dich erschaffen hast –

Die Erinnerung, daß Du es geschaffen hast kann doch nicht vorher irgendwo außerhalb gewesen sein –

Aber woher erhalte ich die Idee des Erschaffens eines Werkes, das es vorher noch nicht gab? –

Wie ist es möglich etwas zu denken, - den Gedanken an Etwas zu denken, ohne, daß Etwas vorher ist - ?

Aber wie kann es dann Etwas Neues geben? – wie kann Etwas Neues je entstehen?

Was ist Etwas Neues? – Was ist das Neue am Etwas? – Wenn Etwas ist, dann ist es – weder neu, alt wie auch immer –

Also gut. – Das Neue, - Was ist das Neue?

Vielleicht der Gedanke, der aus der unendlichen Menge der Gedanken noch nie gedacht wurde –

Ist die unendliche Menge der Gedanken nun in mir, oder außerhalb von mir? –

Wenn Du bist, und wenn Du denkst, daß Du bist, - dann in Dir; wenn ich denke wie ich mir denke, daß Du denkst und daß Du bist.

Also meine Gedanken sind meine Gedanken, die ich aus der unendlichen Menge meiner Gedanken auffinde und somit denke –

Ja, - und sie waren, denke ich immer dieselben, wie sie sind –

sie werden weder vermehrt noch vermindert, - sie werden erlebt, - was Leben auch ist. –

 „Was Leben auch ist,“ – „sie werden erlebt“ – wir erleben also unsere Gedanken, - übersetzen sie in Sprache, erschaffen sie in Werken und denken über das Wunder des Gespräches und der Werke nach, - neue Gedanken, - neue Gespräche, - neue Werke, - die aber nicht als „neu“ definierbar gelten können, da sie in Gedanken längst vorhanden sich übersetzen. –

Mein Werk ist mein Schicksal –

Meine Aufgabe ist mein Denken –

Mein Denken ist mein Werk –

Mein Schicksal ist meine Aufgabe

I. Die gemeinsamen Worte

1.1 Vorlesung

 

Kunst ist die Summe der Zeichen der Natur der Worte -

- „Natur“ als Kunstbegriff betrachtet

 

Personen:

 

Anna K.,

Biologiestudentin, - stets im Zweifel darüber ob dieses Studium das Richtige für sie ist - Anna, die Musik studieren wollte und nun an Ihrer Diplomarbeit aus Biologie arbeitet,

Paula J.,

 die ihre sämtliche Energie der Logik des Nichtseienden widmet - was wäre wenn, - ihr Denkanstoß, und eine blühende Phantasie ihr Fenster zur Welt. –Nicht im Zweifel, ob es die Realität gibt, aber die Realität als Auslöser für die eigene Phantasie verwendend: man sieht etwas und fragt sich sofort: was wäre wenn, und nicht: wie – oder was ist es? - schreibend, malend

Andrea K.,

Philosophiestudentin, schreibend, malend

Richard K.,

ständig auf der Suche nach seinem eigenen Lebenssinn; der ständig im Augenblick lebt und infolgedessen in jedem Augenblick einen neuen Sinn erkennt und beschreibt, - schreibend

Julius S.,

der das Wesen der Sprache zu finden sucht mit der Frage, ob es möglich ist, mit Sprache „Nichts“ zu sagen. – Dessen These lautet: „Wenn man etwas sagt, ist es bereits Etwas und nicht Nichts.“ -

malend, schreibend -

Karl,

immer im Zweifel ob es eine Außenwelt überhaupt gibt. – „Ist die Welt meine Vorstellung,- oder ist diese Vorstellung meine Welt, - und sind diese Worte meine Idee meiner Vorstellung meiner Welt“ - seine Grundfrage.

Johannes,

den keiner versteht, schreibend

Stimmen


Richard (im leeren Hörsaal sitzend):

Mein Leben rinnt mir aus den Fingern - Alles vorbei, - kraftlos suche ich Blicke Leben, -Augen, Ohren, Schnellbahngeräusche -

Ich tue - geistlos, maschinengerecht und müde:

 

Ich denke, beziehungsweise dachte: „das Gehirn anzuhalten“, - damit mir später, - wenn ich sitzen würde und ruhig schreiben könnte, etwas einfällt - einfallen würde - so wie man den Mund hält, - das Gehirn halten, damit es zur richtigen Zeit denken würde, -

Später ist jetzt -

Jetzt weiter Nachfolgen meinen Gedanken, die am Weg hierher in meinem Kopf gearbeitet haben -

Die Irrwege am Kreuzgang meiner Gedanken verfolgen auf ewig die unbestimmte Gerechtigkeit meines Denkens. -

Musikperformance in der alten Schmiede - es war heiß dort - Musik, - das hinuntergewürgte Erbrechen des Tages ans Licht fördernd - ich bin gegangen -

Ich - hier und jetzt

Schreiben:

Worte werden zu leerem Zeitvertreib -

Gedanken Wittgensteins von mir beleuchtet -

Das Bild ist eine Tatsache.

Das Satzzeichen ist eine Tatsache.

Die Tatsache ist das Bestehen von Sachverhalten.

-

Der Sachverhalt ist leerer Zeitvertreib.

Das Bild ist leerer Zeitvertreib.

Das Satzzeichen ist leerer Zeitvertreib.

 

Im Satz kann der Gedanke so ausgedrückt sein, das den Gegenständen des Gedankens Elemente des Satzzeichens entsprechen.

Diese Elemente nenne ich einfache Zeichen.

Die im Satz angewandten einfachen Zeichen heißen Namen.

Der Name bedeutet den Gegenstand. Der Gegenstand ist seine Bedeutung.

 

Der Name ist Zeitvertreib. -

Der Gegenstand ist Zeitvertreib

Der Zeitvertreib ist ... - seine Bedeutung

Zeit - ver - treib -

Zurückkehr zum Sinn, zum Inhalt - zum -

Das Zeichen fehlt -

wohin?

Zu welchem Zeichen -

Zu welcher Willkür im Verhältnis der scheinbaren Unsicherheit im Verfehlen -

Das richtige Wort wird den Ort des richtigen Wortes treffen -

Der richtige Inhalt wird dem Wort zugeeignet und der Name ist Einsicht.

Verwirrspiele, - Gedankenschliche -

zu alt für Vorlesungen, - selber lesen, - selber spielen -

 

Ich schreibe mir Arbeit auf. -

Ich schreibe mir Arbeit vor. -

Seit Tagen, Wochen, - seit Zeit - lange, - lange schon denke ich, daß mein Leben ausfüllen muß, was von außen der Aufgaben sind.

Ich erfülle Aufgaben, die mir gestellt werden. Ich muß Aufgaben erfüllen, die sich mir stellen, - die ich mir stelle -

die Außenwelt brachte mich noch keinen Schritt weiter, - langsam wäre es an der Zeit -

Ich gehe weiter -

warum Zeitvertreib, - warum dieser Begriff in meinen Gedanken? -

Die Antwort:

Ich schreibe die Antwort auf. -

Ich versuche die Antwort zu denken:

1. Ich will keine Lösung schreiben -

                ich muß einen anderen Begriff finden

2. Zeitvertreib: Ich bin unfähig eine eigene sinnvolle Aufgabe zu finden

3. - aber ich arbeite daran -

Ich denke in Worten, Namen, ich höre Vorlesungen - voll von Worten -

Lachen im Hörsaal, - ich lache mit - ich denke mit - ich denke mit fremden Gedanken - mit,

Ich erkenne Menschen wieder - ich werde mit ihnen reden - später, - sie kennen mich, denke ich, - denken Sie, - denke ich, -

Ich denke sie wissen nicht wie ich mich denke - da ich es selbst nicht weiß - ich weiß nichts von mir - gar nichts - Namen vielleicht, - Namen und Worte -

die gemeinsame Vorlesung - die gemeinsamen Worte -

wir denken gemeinsam mit fremden Gehirnen -

Ja, - das können sie denken von mir - die Außenwelt - Ich, wie ich gesehen werde - Erscheinungsbild - Wirklichkeitsbild - mein Bild -

mein Bild wird niemand sehen, -

Alle sehen ihre Bilder - ihre eigenen Bilder -

Konkret - oder Abstrakt -

Abstrakt ist noch viel zu konkret - kein Künstler erlernte jemals abstraktes Schreiben -

entweder es wird Alles abstraktes Schreiben, oder Nichts -

Abstrakte Kunst, - ich verstehe dieses Urteilsvermögen nicht -

Musik: höre ich, fühle ich, spüre ich, in Allem - Grenzen verschwinden im Sehen der unvollendeten Einkehr im Licht der Gedanken -

Schon wieder Frühling in Wien, - der wievielte? -

- Nimm aus dem Denken die Zahl, und Alles löst sich auf -

Ich bin fleißig - der Sinnlosigkeit gewiß, bin ich fleißig -

Ich bin dumm, - der Dummheit gewiß, handle ich -

 

Ich habe erlernt zu handeln -

Ich habe erlernt zu tun -

ich habe erlernt zu denken -

ich habe erlernt Prüfungen zu erlernen -

ich habe erlernt mit fremdem Gehirn zu denken -

ich arbeite an meinem Denken -

- ich bin fleißig -

Gedankenbruchstücke aus mir herausarbeitend -

Paula:

„Das war eine phantasievolle Vorlesung - Ich denke gerade, was ich gedacht haben würde, wenn ich nicht hier gewesen wäre -

Ich brauche neue Schuhe - ich wäre wahrscheinlich sämtliche Schuhgeschäfte abgelaufen um grüne, halbhohe Sommerschuhe zu finden, und, wahrscheinlich deprimiert nach Hause gefahren, da ich des Suchens und Nichtfindens müde geworden wäre, hätte mich geärgert nicht in der Vorlesung gewesen zu sein, und würde an grüne Schuhe denken -

Richard:

Tust du das nicht jetzt auch?

Paula:

Nun ja, - jetzt freue ich mich über die besuchte Vorlesung und über die Möglichkeit morgen Schuhe zu kaufen -

Wie hat sie Dir gefallen?

Johannes:

Ich habe auch keine grünen Sommerschuhe und habe über die Möglichkeit solche zu besitzen noch nicht nachgedacht - warum grün?

Richard:

Eigentlich denken wir doch mit fremdem Gehirn, wenn wir einer Vorlesung folgen, meinst du nicht auch?

Paula:

Das ist ein interessanter Aspekt - aber wenn ich denke, denke nur ich, denke ich -

Richard:

Und wenn du mit mir sprichst? - mußt du doch versuchen meine Gedanken zu erkennen - „nachzudenken“ - oder? -

Paula:

Ich denke, was ich zu deinen Gedanken denke, - und daran, was gewesen wäre, wenn wir uns nicht jetzt getroffen hätten.

Richard:

Deine Zeitspiele kann ich nicht, oder - oder will ich nicht „nachdenken“, denn es ist unsinnig zu denken, was gewesen wäre, - da es uns schon zur Gänze in Anspruch nimmt, hier und jetzt zu denken, was ist.

Paula:

Hättest Du dies nicht gesagt, würde ich nicht denken müssen, was es bedeutet hier und jetzt zu denken, „was ist“ - oder vielleicht hätte ich darüber gerade jetzt zu dieser Zeit auch ohne Dein Sprechen, nachgedacht. -

Aus dieser Stimmung heraus reden - Satzzeichen verschleiern den Sinn der Worte -

Gesprochene Worte fordern das Denken mit fremden Gehirn mehr als Lesen - fordern das Verstehenwollen und die Toleranz -

Richard:

Wenn Zuhören „Denken mit fremden Gehirn“ wäre, frage ich mich, ob ich diese Gehirne kopiert habe, bevor ich mit ihnen dachte, oder kopierte ich sie während ich mit ihnen dachte, oder danach. -

Ich denke, ich muß diese Gehirne doch irgendwie in meinem eigenen Gehirn manifestiert haben, oder irgendwie mit meinem Denken verbunden haben, bevor ich mit ihnen denken konnte, was aber wiederum eine gewollte Denkleistung meinerseits voraussetzt, - vorausgesetzt, dem ist so.

Julius:

Hallo! - Wie geht es dir?

Richard:

Ist das eine Frage, oder eine Phrase?

Julius:

Ich hörte gerade diesen Satz und er paßte in meine Gedanken.

- Vor allem überlegte ich, wie ich diese VO am besten in meinen Gedanken verankere, und wollte nun mit dir darüber diskutieren -

Richard:

Und meine Befindlichkeit ist ein Kriterium für die Diskussion? - 

Ich würde gerne über die Vorlesung der letzten Woche mit euch reden.

Damit kann ich Euch am ehesten mitteilen, was ich aus dieser Vorlesung „gemacht“ habe.

- Außer zuzuhören -

Ich hatte dazu den Einfall, man sollte Kunstwerke des Kunstmarktes und Kunstwerke, die anderwertig als solche erkannt werden, voneinander trennen.

Ich habe diesbezüglich, nach der letzten Vorlesung, in der wir von der Kunsttheorie hörten, die Kunstwerke darauf bezieht, in welchem Raum, beziehungsweise Rahmen sie ausgestellt werden - der Satz zum Beispiel: Kunst ist nur, was im Museum hängt, - meine Überlegungen angestellt, und bin der Ansicht, daß die Einteilung zwischen Kunstwerke des Kunstmarktes und „anderen“ Kunstwerken angebracht ist.

Ich habe letzte Woche eine Abhandlung darüber verfaßt, da mich dieses Thema wieder einmal zum Schreiben animiert hat.

Habt ihr jetzt Zeit?

Paula:

Welche Frage - Hättest du diese Frage nicht gestellt müßte ich nun nicht darüber nachdenken -

Und wenn ich darüber nachdenke, habe ich keine Zeit, -

Aber ich will gerne Deine aufgeschriebenen Gedanken hören, - und denke einfach, ich habe Zeit.

Julius:

Lies vor!

Richard:

Also gut:

 

Was ist die Kunst des Kunstmarktes nun wirklich?

 

Diese Frage ergibt sich aus dem, aus der Metaphysik stammenden Zusammenhang dieses Begriffes mit seinem Erscheinungsobjekt, dessen sich der Kunstmarkt bedient.

 

Der Begriff der Kunst, läßt sich auch dadurch definieren, daß er zu jenen Begriffen zählt, die in der Metaphysik beheimatet sind, wie zum Beispiel auch die Begriffe: das Wahre, das Gute, das Schöne, die Freiheit oder die Gerechtigkeit, usw -

und somit eine Idee darstellt, die mit dem Begriff des verifizierbaren und quantifizierbaren Gegenstandes nichts zu tun hat.

Der Begriff der Kunst beinhaltet an sich keine Erscheinung, die Welt der Erscheinungen aber „vergrößert“ sich mit seinen Werken. -

Man könnte aber aus dem vorhergehenden ebenso schließen, daß auch jegliche Erscheinung, die mit diesem Begriff „zu tun hat“ beziehungsweise über diesen Begriff definiert wird, zum idealen Gegenstand wird und somit für die Existenz der Welt, wie sie uns erscheint - zum Beispiel in empirisch meßbaren, verifizierbaren und qualifizierbaren Entitäten, völlig unmeßbar und ungeeignet sich darstellt.

- Jede Definition über den Begriff der Kunst stellt sich insofern ebenfalls als völlig unzulänglich und für den materialistischen Betrachter als unsinnig heraus.

Sinnvoll wird der Gegenstand Kunst also nur insofern, als er sich mit existenten Dingen vertauschen läßt. -

Und so gelange ich zu dem Begriff des Kunstmarktes:

Dieser, wie bereits beschrieben, ein völlig metaphysischer Begriff - weder verifizierbar noch quantifizier - oder qualifizierbar, stellt sich aber als eine jener Ideen heraus, die in der materiellen Welt umgesetzt wird. Der Kunstmarkt hantiert hier vor allem mit Attributen wie: gute Kunst oder schlechte Kunst, usw, - Attribute, die ebenfalls auf seinen metaphysischen Ursprung verweisen.

 

Unter Kunsttheorie verstehe ich natürlich nur eine Kunsttheorie, nämlich meine Kunsttheorie, - sagt der wahre Künstler dem Kunstmarkt -

 

Also noch einmal:

Was ist die Kunst des Kunstmarktes nun wirklich?

 

Eine Antwort auf diese Frage betrifft in diesem Fall ausschließlich den Betrachter eines Kunstwerkes des Kunstmarktes, - ebenso ein nicht verifizierbarer Zusammenhang - Betrachter und Kunstwerk -, der durch eine metaphysische Kunstbetrachtung, die sich aus der Metaphysik des Begriffes der Kunst herleitet, hervorgerufen wird,

nicht aber auf die Persönlichkeit, die ein Kunstwerk schafft.

 

Wie ein durchschnittlich metaphysischer Betrachter nun ein Kunstwerk von einem Nicht-Kunstwerk unterscheidet läßt sich im folgenden näher vor Augen führen:

 

Das Kunstwerk des Kunstmarktes ist starr, leer und grenzenlos - darin sehe ich die metaphysischen Eigenschaften eines diesbezüglichen Kunstwerkes:

Der Betrachter besitzt nun aber die Möglichkeit das Kunstwerk zu begrenzen und zu füllen, wobei es seiner Vorstellungskraft anhängt, mit welchen Kriterien er das Kunstwerk begrenzt und füllt und somit bewegt.

Dieses geht nun dermaßen vor sich, daß der Betrachter, der sich im selben Raum befindet in dem sich das Kunstwerk befindet, zuerst einmal die Grenze des Kunstwerkes im Raume zu suchen hat.

Dieses stellt nun eine nicht geringe Anforderung an den Betrachter, denn

1.

Hört der Raum nicht im Kunstwerk auf - beziehungsweise das Kunstwerk ist sozusagen im Raum enthalten, sowie auch der Raum im Kunstwerk enthalten ist.

- und

2.

Der Betrachter ist ebenfalls im Raum enthalten und folgedessen, da der Raum auch im Kunstwerk enthalten ist, er selbst auch in diesem enthalten sein muß.

 

Eine Grenze zu ziehen scheint nun gewisse Schwierigkeiten mit sich zu ziehen, und zwar folgende:

1.

Wenn der Betrachter das Kunstwerk außerhalb des Raumes betrachtet, - das Kunstwerk aber im Raum enthalten ist, wird er es außerhalb des Raumes nicht finden, - vorausgesetzt er könnte sich außerhalb des Raumes begeben, -

und

2.

Wenn der Betrachter im Raum scheinbare Grenzen zieht, muß er, wie anfangs erwähnt, Kriterien finden, die ihm eine Grenzziehung erlauben:

Eine mögliche Grenzziehung könnten zum Beispiel die Sinnesorgane leisten. -

Der Seh- und der Tastsinn wären zum Beispiel eine Möglichkeit Farben sowie Körper zu erkennen.

Zum Beispiel läßt sich ein rotes Bild von einer weißen Wandfläche begrenzen, sowie eine Skulptur an Hand der entgegengesetzten Härte usw.

Schwieriger wird es mit dem Gehör:

Zum Beispiel eine Lesung oder ein Musikstück von umliegenden Geräuschen zu trennen erscheint nahezu unmöglich.

 

Eine weitaus bessere Grenzziehung erlaubt wiedereinmal das Denken:

Denn, um beim ersten Beispiel zu bleiben - dem roten Bild an weißer Wand -

ist es doch unmöglich die weiße Wand nicht zum Bild gehörig zu betrachten - man kann zwar versuchen, die weiße Wand im Blickfeld möglichst einzuschränken, bleiben wird sie -

-

Die Denkleistung hingegen versucht Möglichkeiten der Unterscheidung zu finden, Theorien aufzustellen um sie am Gesehenen, Gefühlten oder Gehörten etc wiederzufinden.

- Eine Theorie hat nun den Vorzug, daß sie, will man sie verifizieren, dieses auch zuläßt.

- Es können nun jegliche Kunsttheorien aufgestellt werden, sie werden sich bewahrheiten:

z.B.:        Ein Kunstwerk muß Etwas Neues darstellen -

                               Ein Kunstwerk muß von einem bestimmten Künstler geschaffen worden sein

                               Ein Kunstwerk muß in einem bestimmten Raum ausgestellt werden

                               Ein Kunstwerk muß grün sein

                               Ein Kunstwerk muß politisch sein

                               usw.

Dies zeigt nun die Grenzziehung von Kunstwerk und Raum -

Die Grenzziehung von Betrachter und Kunstwerk stellt sich hierbei aber als unzertrennliche Beziehung und somit als grenzenlos heraus.

Würde der Betrachter eine Grenze zwischen sich und dem Kunstwerk ziehen, könnte er es als solches nicht mehr erkennen, da er ja selbst das Kunstwerk als solches identifiziert und somit schafft.

 

Über Kunsttheorien nun allgemein:

Jeder Künstler sucht sich selbst:

Für die Persönlichkeit des Künstlers stellen sich dadurch einige Fragen:

1. Kann er einer der Kunsttheorien der Betrachter zustimmen?

2. Will er seine Werke zum Tauschhandel in materieller Hinsicht anbieten?

3. Gibt es andere Möglichkeiten sich selbst kennenzulernen?

Erkennt der Künstler nun die Theorie als Tatsache an, und will er seine Werke zum Tauschhandel in materieller Hinsicht anbieten, so folgt, daß er in diesem Fall versuchen muß, seine Werke den Theorien anzupassen.

Oder er erkennt diese Theorien nicht an, will aber seine Werke zum Tauschhandel in materieller Hinsicht anbieten, so muß er versuchen seine eigene Kunsttheorie als die einzig wahre Kunsttheorie zu verkaufen

Wenn nun ein Künstler seine eigene Theorie entwirft, und damit etwas schafft, daß es noch nicht gegeben hat, wird seine Theorie zum Kunstwerk. - Wenn nun der Künstler aber eine Kunsttheorie vertritt, die besagt, daß Kunst Etwas ist, das eine neue Idee darstellt, ja, daß nur das Kunst ist, was noch nicht dagewesen ist, stellt er sich selbst ein unlösbares Rätsel.

Denn, wenn er die Idee der stets neuen Idee vertritt, muß er logischerweise auch diese Theorie, als Idee der Kunst, stets erneuern, - aber wie? -:

Er landet in einer völligen Sackgasse:

Ändert er nämlich seine Theorie, sind seine bisherigen Werke keine Kunstwerke mehr, da sie ja nur durch die Theorie des Neuen zu Kunstwerken wurden, - ändert er sie nicht, führt er die Theorie selbst ad absurdum.

Von derlei Schwierigkeiten sind natürlich auch andere Kunsttheorien betroffen. Vor allem erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang noch die Idee, daß Kunst die Wahrheit darstellt, beziehungsweise ein Kunstwerk die Wahrheit zeigt.

Auf Grund der Menge der anerkannten Kunstwerke, kann man nun schließen, daß es sehr viele verschiedene Wahrheiten gibt, da die Kunstwerke ja nicht ident sind.

Und auch für das Kunstwerk ist diese Aufgabe sehr schwer zu erbringen, da man doch auch annehmen muß, daß, wenn etwas wahr ist, es auch zu allen Zeiten wahr ist, - Etwas, das durch die materielle Existenz der Kunstwerke bereits in einer Unmöglichkeit gründet, da materielle Werke stets einem Verfall unterworfen sind, und die Wahrheit sich somit mit der Zeit auflöst.

- Aber auch, wenn wir den Zeitbegriff unberücksichtigt lassen, da wir diesen ohnehin auch nur theoretisch erfassen, und somit das Kunstwerk im hier und jetzt als Darstellung der Wahrheit betrachten, liegt diese Wahrheit doch wiederum im Betrachter und nicht im Kunstwerk, da es, würde dies anders sein, nicht derartig viele Diskussionen geben könnte, ob ein Werk ein Kunstwerk darstellt oder nicht.

 

Pause, Blicke, Atmen

 

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